Die Angst vor dem Internet der Dinge


Ute saß an diesem Abend allein vor dem Fernseher. Sie hatte sich für ihre Lieblingsserie aus der Wohnzimmer-Coach eine kleine Oase gebaut. Eine Schüssel Chips, eine warme Kuscheldecke und eine halbe Flasche Rotwein waren in Greifnähe platziert. Gespannt tauchte sie in die neue Folge ein, die sich auf dem 65 Zoll LED Bildschirm realitätsnah vollführte. In dem Moment, als die erste Werbepause angekündigt wurde, schaltete sich der große Fernseher ab. Sekunden später schaltete sich auch das Licht im Wohnzimmer aus. Ute verspürte eine leichte Gänsehaut, die ihren Rücken heraufkrabbelte und sich langsam über ihre Kopfhaut spannte. Schnell bemühte sie sich, nach einer normalen Erklärung zu suchen. War es ein Stromausfall? Ist die Sicherung durchgebrannt? Noch während sie nachdachte, sagte plötzlich eine weibliche Stimme in ihrer Nähe: „Heizung eingeschaltet!“ Ute erschrak kurz, bis ihr einfiel, dass ihr Mann vor ein paar Wochen die neue Smarthome-Heizungsanlage installieren ließ, die nun auch mit Sprachsteuerung zu bedienen ist. Aber wieso schaltet sich von alleine die Heizung ein? Und das bei einem Stromausfall? Will hier jemand einbrechen? Utes Blick fiel sofort in den Garten, der außer Dunkelheit nur die Facetten der großen Bäume erkennen lies. Kein Mensch dort. Während zig Gedanken durch Utes Kopf rasten, heizte sich das kleine Wohnzimmer in wenigen Minuten auf über 30 Grad Raumtemperatur herauf. Ute legte die Decke beiseite und suchte nach ihrem Smartphone. Piep piep. Eine neue Nachricht in Form einer Whatsapp kündigte sich an. „Ute, überweise 5 Bitcoins, sonst erlebst Du den heißesten Sommerabend Deines Lebens!“

Auf einer Entwickler-Konferenz in Las Vegas zeigten im Sommer 2016 zwei Hacker, wie ein digitales Thermostat von außen gehackt werden konnte, um auf diese Weise einen Erpressungsversuch zu starten.  Ende Oktober 2016 gab es den ersten wirklich großen Angriff auf das Internet. Die Zeit titelte mit einem „Angriff, der aus dem Kühlschrank kam“ und beschrieb, wie über das Wochenende vernetzte Haushaltsgeräte genutzt wurden, um Online-Plattformen wie den Musikdienst Spotify und den Microblog Twitter lahmzulegen. So könnte es wirklich möglich sein, dass sich ein Hacker in Ute’s digitales Heizungssystem sowie in den Fernseher hineingehackt hat, um Funktionen der Systeme zu steuern.

DDOS steht für Distributed Denial of Service. Bei einer DDOS-Attacke werden viele Rechner mit einem Computerprogramm infiziert, dass den Rechner fremdsteuert. Die infizierten Rechner senden dann gleichzeitig Anfragen an definierte Server, um die Erreichbarkeit der Server zu reduzieren oder sogar auszusetzen. Eine Plattform namens Digitalattackmap.com, die unter anderem Google unterstützt, kann man in Echtzeit verfolgen, wo auf der Welt derzeit digitale Attacken verzeichnet werden.

Wo früher nur normale Computer angegriffen wurden, werden aufgrund der zunehmenden Digitalisierung von Geräten auch Kühlschränke und Waschmaschinen angegriffen. Nach Schätzungen von Gartner werden bis zum Jahr 2020 rund 21 Milliarden Geräte miteinander verbunden werden.

Die Anforderungen an Sicherheit nehmen durch die globale Vernetzung von Geräten zu. Das Frauenhofer Institut entwickelt mit dem so genannten Industrial Data Space einen sicheren Datenraum. Dahinter steckt die Idee, mit einer Relais-Schaltung die Datensouveränität, die aus dem Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung erwächst, zu gewährleisten.

Wo auf der einen Seite Ängste wachsen, bilden sich auf der anderen Seite neue Chancen für Unternehmen, die sich frühzeitig mit den Möglichkeiten des Internet der Dinge (engl. Internet of Things, bzw. IoT) beschäftigen. Das Umsatzpotential durch vernetzte Geräte schätzt IDC bis zum Jahr 2020 auf 7,1 Billionen Dollar.

Lesen Sie hier, wie ein Industrie-Unternehmen im B2B Bereich mit einer Plattform-Strategie das IoT nutzt.

Die Politik und die Unternehmen sind gefordert, den Spagat zwischen Datenschutz und Datensicherheit des Einzelnen und der Unternehmen zu gewährleisten und gleichzeitig die Chancen der Vernetzung nutzbar zu machen, damit Frauen wie Ute wieder ruhig schlafen können.

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